tradigital. online since 1998.

DER DEHNBARE TAG.

Die neueste Erfindung der russischen Wissenschaftler! ™

Der Begriff der "sowjetischen Wissenschaftler" war zur Zeit der sozialistischen Diktatur der Stoff, aus dem die Witze waren. Was die Genies so nicht alles erfunden haben. Von der Geometrie (ein gewisser Pietja Goras) über Schuhcreme bis hin zur bemannten Mondlandung. Mit etwas Glück berichtete das Radio Eriwan darüber.

Heute gibt es keine sowjetischen Wissenschaftler mehr – zum Glück. Doch ihre russischen Nachfolger scheinen mindestens genauso erfindungsreich. Ihre neueste Erfindung dürfte der dehnbare Tag sein. Das erreicht zwar die kühnsten Fantasien der deutschen Expressionisten ("Der ewige Tag") noch nicht, aber es bedarf schließlich eines anzustrebenden, hohen Ideals. Der russische dehnbare Tag ist wirklich außerordentlich elastisch: derzeit lassen sich drei Tage auf zwei Jahre dehnen! Da sind die früheren Erfindungen von Kondomow und Elasthanskij nix gegen.

Jetzt ernsthaft.

Noch nie wollte ich so sehr ein falscher Prophet sein. Doch diesmal kommt mir immer wieder das Wort des polnischen Dichters Józef Czechowicz in den Sinn. Das Gedicht veröffentlichte der Lyriker, der historisch als einer der Hauptvertreter des Katastrophismus gilt, im Frühjahr 1939 in seinem leztzten Gedichtsband.

[…]
immer tiefer sinkt dieser welt abend
die nüstern riechen schon blutrotes melken
bald aus der glühenden sintflut hinaus
fragen wir uns abwechselnd wer man sei

durch ein wunder zu uns allen vermehrt
werde ich auf mich schießen und immer wieder sterben
[…]
ich von der bombe im kirchenstand getroffen […]
o du erntezeit die du uns knall und blitz schenkst […]
geh nur geh weiter

________________________

Der Lyriker aus Lublin war ein erschreckend guter Prophet – kurz nachdem sein Gedichtband veröffentlicht wurde, rollte am 9. September 1939 in Dichters Heimatstadt eine Artilleriegranate in ein gut besuchtes Geschäft, in dem auch Czechowicz gerade Kunde war. Der Schriftsteller trug die Granate kurzerhand nach außen auf die Straße – dort explodierte die Ladung in seinen Händen. Der Dichter konnte nur anhand seines kleinen, roten Englisch-Wörterbuchs, das er immer dabei hatte, identifiziert werden. Dank Czechowiczs Opfer kam außer ihm niemand zu Tode.

So: genug des Rants. Der alte Text dieser Website folgt nun; wann werde ich auf die Aktualisierungen des Obigen ruhigen Gewissens verzichten können?

aljen.de. Online since 1998.

Allerdings gönnte sich die Seite aljen.de eine recht lange Pause. Das ändert sich jetzt. Nach. Und nach. Vielleicht in Sprüngen. Aber es ändert sich. Besser: Ich ändere es, gerade. Mit neuer Technik, neuen Bildern, neuen Ideen.

Die alte Seite aljen.de war nun wirklich sehr, sehr alt.

Das hat natürlich nichts zu bedeuten. Alt ist nur eine relative, subjektive Angabe. Einerseits hatte die "alte" Website einen gewissen musealen Wert – gestalterisch, aber auch technisch. Andererseits ist es vielleicht doch an der Zeit, sich von alten Dingen zu trennen. Auch, wenn es mal weh tut. Es wäre außerdem recht aufwendig, die alten Inhalte in die aktuelle Sewite zu überführen – die Bilder waren, dem damaligen Netzkapazitäten entsprechend, ziemlich stark kleingerechnet.

Wer?

Ich bin aljen. Es handelt sich um meinen Künstlernamen, offensichtlich um eine Kontraktion aus meinem Vor- und Nachnamen: Alexander Jensko. Trotz aller Affinität zu Science Fiction bin ich hier auf diesem Planeten geboren. So habe ich mir es jedenfalls sagen lassen. Ich bin ein gebürtiger Hanseat, mein Leben lang eingeschworener Bewohner von verschiedenen Altstädten; den inzwischen mit Abstand größten Teil meines Lebens bin ich Wahl-Lübecker.

Woher kommt's?

Alle Inhalte dieser Website: Bilder (fotografiert, gemalt, generiert, wie auch immer), Videos, Töne … sind von mir, außer es ist an entsprechenden Stellen anders vermerkt.

Wer etwas von den Inhalten nutzen möchte: auf jeder Seite ist der Dialog nur einen Klick entfernt. Diese Website verfolgt ausdrücklich keine kommerziellen Zwecke – sie ist gesellschaftlich, nicht geschäftlich. Meinen Lebensunterhalt verdiene ich mit anderen Dingen. Trotzdem gilt: Wer Inhalte immer mit Zustimmung des Urhebers nutzt, beweist guten Stil. Alles andere macht den Meister Yoda unzufrieden.

Tradigital?

Dieses Kunstwort, natürlich aus "traditional" und "Digital" kombiniert, entstand noch im vorherigen Jahrtausend. Früher hieß es wohl "Mischtechnik" oder, zum Beispiel, "Edeldruckverfahren". Wie früher Fotografie, noch früher Radierung, Lithographie oder Holzschnitt, standen mit digitalen Mitteln geschaffene Kunstwerke – zum Teil tun sie es immer noch – im Verdacht, irgendwie "nicht echt" zu sein. Einer der häufigsten Fragen lautete: Hast du das per Hand gemacht oder am Computer? – die übliche Antwort Per Hand am Computer, natürlich! sorgte für verunsicherte Blicke. Diese Zeit ist natürlich immer noch nicht ganz vorbei; warum auch immer.

Isao Tomita hat Zeit seines Lebens au die Frage, warum er keine Musik mit natürlichen Instrumenten macht, sinngemäß geantwortet: Musik besteht aus Schwingungen. Schwingungen können Holz, Blech, Messing, Saiten entstammen. Die Schwingungen meiner Musik kommen von Oszillatoren, also vom elektrischen Strom. Diese Elektrizität ist doch das Natürlichste, was es auf der Welt gibt!

Sonst noch was?

Für die Inhalte externer Links sind, so will es die oktroyierte Mantra, ausschließlich die Betreiber der verlinkten Online-Angebote verantwortlich.